Unsere eigenen Schulerfahrungen zeigen, dass Vorurteile, „Mobbing“ und Beleidigungen unter Schülern fast alltäglich sind. Nicht selten führt eine Verharmlosung dieses Verhaltens unter SchülerInnen zu Gruppenbildungen und Ausgrenzung einiger Kinder. Diese negativen Erfahrungen der Kinder können dazu beitragen, seelische Narben davonzutragen, die sie ihr ganzesLeben lang begleiten.
Auf struktureller Ebene zeigt sich in Schulen spätestens seit der Veröffentlichung der PISA-Ergebnisse, dass SchülerInnen aus bildungsfernem Umfeld massiv in ihren Bildungschancen benachteiligt sind. Sie wachsen mit weniger Anregungen auf und haben es schon im Vorhinein schwerer, ihre schulischen Leistungen und Interessen zu entwickeln. Aber selbst, wenn es ihnen gelingt, werden sie dennoch häufig benachteiligt, da sie auch bei gleichen Leistungen schlechter benotet werden und seltener eine gute Empfehlung für bessere weiterführende Schulen erhalten.
Bei der frühen Differenzierung nach Leistungsniveaus nach der 4. Klasse spielen nicht nur die geringen Erwartungshaltungen seitens der Lehrer gegenüber sozial benachteiligten Kindern oder Migrantenkindern eine Rolle, sondern auch die Unwissenheit mancher Eltern über das deutsche Schulsystem. Aber auch finanzielle Grenzen hindern Eltern aus sozial schwachen Milieus daran, ihre Kinder in der Bildung zu unterstützen. Vielen Kindern aus Migrantenfamilien traut man auch aufgrund Sprachschwierigkeiten in ihrer zweiten Muttersprache Deutsch weniger zu, so dass sie als „Problemschüler“ stigmatisiert werden.
Statt die Unterschiedlichkeit der Schüler zu fördern und ihr individuelles Wesen wert zu schätzen, setzt das deutsche Schulsystem durch die Selektion in unterschiedliche Schulformen auf Homogenisierung. Dabei gehen die schwächeren SchülerInnen unter und auch durch die Gesellschaft erfahren sie eine klare Geringschätzung. All diese Faktoren wirken sich zusätzlich negativ auf das Selbstwertgefühl der Kinder aus.